Ferien im Hotel Mama

Ganz ursprünglich komme ich ja aus dem schönen OWL und hin und wieder zieht es mich auch zurück in dieses platte Land, wo man sich unglaublich gut verlaufen kann.

Wenn ich dann hier bin, sind manche Dinge immer, wie immer. Der obligatorische Stadtgang, der obligatorische Gang zum Grab meines alten Labbis, Ausschlafen, weil nur Mama in unserer Familie das Langschläfergen gepachtet hat. Nix mit seniler Bettflucht und so, herrlich. 

 

Und natürlich auch der Gang in den Heimattierpark, was für Afrikajäger der Zoo ist, ist für mich der Heimattierpark, Ansprechhilfe, Wissensauffrischung, und seit je her ein unabänderlicher Punkt in meinem Besuchsplan, Olderdissen, oder Ollerdissän, wie die Bielefelder sagen, muss drinliegen. 

Es war ein össeliger Tag, wie man hier zu sagen pflegt, niemand war abkömmlich, also trat ich den Weg zu meinem liebsten Rotwildgehege allein an. Nicht ganz allein. Dieses Mal habe ich nur das Fröllein Bart an meiner Seite, der Beagle ist zur Weimaranerbespassung daheim geblieben.

 

Freya begleitet mich treudoof, wie immer. Egal wohin, egal was dort zu tun ist, unterm Tisch liegen ist immer noch besser als allein im Garten zu bleiben und der Tierpark erlaubt Hunde an der Leine, da kann Frau Bart auch mit. 

 

Der Ententeich war schon eine Herausforderung, Freya würde an der Leine nicht ziehen, oder gar jaulen, aber bombenfestes Vorstehen bekommt eine völlig neue Bedeutung, ich hätte sie im Ganzen wegtragen können. Kurzer Ruck an der Leine, Frau Bart erwacht aus ihrer starren Haltung und weiter gings. Ganz praktisch so ein Vorstehhund, da kann man wenigstens die Schilder in Ruhe lesen. Für Freya war es wohl ähnlich dem Gang eines Junkies durch die Asservatenkammer, nur gucken, nicht anfassen. 

 

Unser Spaziergang gipfelte bei den Sikas, ein besonders freundlicher Hirsch (warum haben die eigentlich noch nicht abgeworfen?) stand direkt am Zaun und hatte augenscheinlich keinerlei Berührungsängste mit Hunden. Freya stand in schönster Vorstehhaltung, völlig angespannt und zitternd neben mir. In meinen Überlegungen zu Abwurfzeiten, Sikawild, und so weiter, wurde ich angesprochen: „Ist ihr Hund schon alt?“ Ich war einigermassen perplex, Freya stand in schönster Pose neben mir und schlotterte vor Erregung. „Nein, wie kommen Sie darauf?“ „Ich beobachte sie schon eine ganze Zeit (Achja?!), der arme Hund bleibt an jedem Gehege stehen und muss sich ausruhen, dann schlottert er auch so fest, haben sie keinen Mantel für das arme Tier?“ Mantel?! Ich erklärte der freundlichen Dame daraufhin, was ich da an der Leine hätte und das Freya durchaus kein alter Hund sei, sondern sich eher fragt, warum Frauchen heute so fürchterlich spiessig ist und bei einer Einladung im all you can shoot Park ihre Waffe zu Hause gelassen hat. Wir mussten beide herzlich lachen, als ich ihr zeigte, wie sehr Freya den Sikahirsch fixierte. 

 

Waidmannsheil