Jagdhunde

Wozu hat der Jäger einen Hund?

So mancher wird sich diese Frage wohl schon gestellt haben...

und da draussen gibt es genug Menschen, die mit einem Hund so rein gar nichts anfangen können oder Menschen, die zwar einen Hund ihr eigen nennen, aber keine Ahnung davon haben, was dieser eigentlich zu leisten im Stande wäre!

Bild: Shutterstock/padu_foto
Bild: Shutterstock/padu_foto

Kurzum sollte heutzutage jeder wissen, dass der Hund vom Wolf abstammt und somit ursprünglich ein Raubtier ist.

 

Zwar wurde im Laufe der Domestizierung versucht, die raubtiertypischen Eigenschaften weg zu züchten, doch der Hund bleibt immer mehr oder weniger ein Raubtier. Auch wenn man sich das zum Beispiel bei einem Schosshündchen wie den Chihuahua nur schwierig vorstellen kann...

Als solch ursprüngliches Raubtier verfügt der Hund über hervorragende Sinne, wobei ich hier mal den Gehörsinn und den Geruchsinn hervorheben möchte. Speziell diese Eigenschaften wurden im Zuge der Domestikation auf unterschiedliche Arten genutzt, sei es als Wächter oder als Jagdhelfer. Der Hund wurde früher aber auch, wie andere Nutztiere, als Zugtier oder als Fleisch- und Kleidungslieferant genutzt.

Jagdhunde als Jagdhelfer


Es ist klar, dass sich bereits der frühe Mensch der Hunde als Jagdhelfer bediente. Speziell mit ihren besonderen Sinnesorganen aber auch mit ihren läuferischen Qualitäten waren sie den Menschen eine grosse Unterstützung auf der Jagd. Damals und bis vor gar nicht all zu langer Zeit spielte wohl das Aufspüren und das Hetzen der Wildtiere in der Meute eine übergeordnete Rolle. Zum Beispiel wurde die Fuchsjagd mit der Meute in England erst im Jahr 2005 offiziell verboten.

Mit dem Aufkommen neuer Jagdmethoden, speziell in der jüngsten Menschheitsgeschichte, wurden spezialisierte Hunderassen für die unterschiedlichsten Aufgaben und Arbeiten herangezüchtet. Dabei unterscheidet man heutzutage folgende sechs Einsatzgebiete nach Hunderassen:

Apportierhunde

werden speziell auf der Enten- und Niederwildjagd eingesetzt. Das Apportieren gehört logischerweise zur Arbeit "nach dem Schuss" und wird insbesondere an Gewässern und im Felde benötigt. Sie sind zum Beispiel unerlässlich bei der Entenjagd. Wie viele Tiere würden ansonsten ohne sie nicht mehr aufgefunden werden?

Zu ihnen gehören die Hunderassen:

- Golden Retriever

- Labrador Retriever

- Flat-Coated Retriever

- Nova Scotia Duck Tolling Retriever

- Chesapeake-Bay-Retriever

- Curly-Coated Retriever

 

Wie man sich denken kann, steht das englische Wort "retrieve" für "apportieren" (deutsch: herbei-bringen) oder "zurückholen".

Die meisten Bilder stammen vom Deutschen Retriever Club


Bracken

sind eine der ältesten Jagdhundegruppe überhaupt. Typisch ist für sie das spur- und fährtenlaute Verfolgen von Haarwild, womit sie zu den "Laufhunden" oder zu den "jagenden Hunden" gehören. Demnach gehörte ihre Jagdart zur Arbeit "vor dem Schuss". Ihre Arbeit kommt in der Schweiz hauptsächlich im Wald bei den im Herbst stattfinden Treibjagden zur Anwendung.

Im Unterschied zu den Windhunden, deren Hetzjagd in der Schweiz verboten ist, hetzen die Bracken das Wild nicht, sondern folgen seiner Spur oder Fährte sehr ausdauernd und eben "Laut".

Zu ihnen gehören die Hunderassen:

- Brandlbracke

- Deutsche Bracke

- Tiroler Bracke

- Steirische Rauhaarbracke

- Beagle

- Schwarzwildbracke

- Westfälische Dachsbracke

- Laufhunde CH (Jura, Berner, Luzerner u. Schwyzer)

(Liste ist nicht abschliessend, nur einige der bekannteren Hunderassen)


Erdhunde

Hierfür wurden speziell kleinere Hunde mit grossem Arbeitswillen und einer ausgeprägten Schärfe, speziell auf Raubwild, heran gezüchtet. Für die Arbeit "vor dem Schuss" bei der Baujagd im Fuchs- oder Dachsbau waren sie daher bestens geeignet. Sie zeichnen sich aber ebenso bei der Stöber- wie auch bei der Nachsuchenarbeit durch sehr gute Leistungen aus.

Zu ihnen gehören die Hunderassen:

- Teckel (Dackel oder Dachshund)

dabei wird zwischen Kurzhaar-, Rauhaar-, und Langhaar-Teckel unterschieden

- Deutscher Jagdterrier

- Foxterrier

- Jack Russel (kurzbeinig)

- Parson Jack Russel (langbeinig)

- Welsh Terrier

- Border Terrier

- Westfalen Terrier


Schweisshunde

sind durch ihre ausserordentliche Geruchsleistung auf die "Schweissarbeit", der Nachsuche auf durch Schuss oder durch einen Verkehrsunfall verletztes und blutendes Schalenwild spezialisiert.

Diese Arbeit "nach dem Schuss" ist heutzutage eine enorm wichtige Hauptaufgabe unserer Jagdhunde, wobei grundsätzlich egal ist, welcher Jagdhundegruppe sie angehören. Der Geruchsinn der spezialisierten Schweisshunderassen soll aber um einiges ausgeprägter sein. Die Nachsuche ist aus tierethischer Sicht sowie auf gesetzlicher Ebene eine unbedingte Notwendigkeit.

Zu ihnen gehören die Hunderassen:

- Hannoverscher Schweisshund

- Bayerischer Gebirgsschweisshund

- Alpenländische Dachsbracke

- Schwarzwälder Schweisshund


Stöberhunde

sind Jagdhunde, die ihrem Namen gemäss, selbständig, planmässig, weiträumig und gründlich Dickungen oder Schilf nach Hoch- und Niederwild durchstöbern. Im Gegensatz zu den Vorstehhunden machen die Stöberhunde dies vor allem in unübersichtlichem Gelände, ohne Sichtkontakt zum Hundeführer und daher auch ohne Vorzustehen.

Nach dem Aufstöbern des Wildes soll er diesem "Spurlaut" auf dessen Fährte folgen, ohne dabei das Wild zu hetzen, und treibt das Wild somit auf die in Wald und Flur wartenden Jäger zu. Stöberhunde leisten demnach immens wichtige Arbeit "vor dem Schuss" und sind bei uns in der Schweiz auf Grund unserer kleineren Reviere und der grundsätzlich kurzen Jagden der Stöberer, ideale Helfer auf den herbstlichen Treibjagden.

Wie andere Hunderassen auch, sind sie auch sehr gut für das Apportieren und die Schweissarbeit geeignet.

Zu ihnen gehören die Hunderassen:

- Cockerspaniel

- Deutscher Wachtelhund

- English Springer Spaniel

- Welsh Springer Spaniel

(Liste ist nicht abschliessend, nur einige der bekannteren Hunderassen)

 


Vorstehhunde

suchen vor dem Schützen weiträumig und systematisch Feldflächen mit hoher Nase nach Niederwild ab. Haben sie Wild gefunden, so steht der Hund vor und wartet auf den Jäger. Beim Vorstehen erstarrt der Hund in der Bewegung und verharrt angespannt. Je nach Hundeart kann dieses Anzeigen mit Vorstehen sehr unterschiedlich ausfallen, am Bekanntesten ist wohl das Hochheben eines Vorderlaufes. Der Jäger lässt dann entweder den Hund "durchstehen" und das Wild hochmachen, oder er macht das Wild selber hoch und beschiesst es dann, womit diese Jagd am unmittelbarsten zusammen mit dem Jäger zu den Arbeiten "vor dem Schuss" gehört.

Auch diese Jagdhundegruppe zeigt beim Apportieren wie auch auf der Schweissfährte oft hervorragende Leistungen.

Zu ihnen gehören die Hunderassen:

- Deutsch-Drahthaar, -Kurzhaar, - Langhaar u. Stichelhaar

- Griffon

- Grosser u. kleiner Münsterländer

- Pudelpointer

- Weimaraner

- English, Gordon und Irish Setter

- Pointer

- Magyar Vizsla

- Bretonischer Vorstehhund

(Liste ist nicht abschliessend, nur einige der bekannteren Hunderassen)


Also nochmal, wozu braucht der Jäger einen Hund?

Wenn wir nun die vorstehenden Jagdhundegruppen und die Jagd in der Schweiz anschauen, welche Hunde-rasse wäre nun die Vorteilhafteste? Und für welche Jagdarten benötigen wir den Hund noch?

Klar ist, dass das Apportieren immer eine Rolle spielen wird, beispielsweise an Gewässern für die Entenjagd, oder für die Jagd auf Hasen, Füchse oder Dachse. Auch für die kurze Zeit der Treibjagden im Herbst sind Jagdhunde unentbehrlich...  

Wer eine Treibjagd ohne Hunde erlebt hat, der weiss, wie viel weniger Wild dann auf den Läufen ist und wie wenig Anblick man auf solchen Jagden häufig hat! Jagdhunde sind für den grössten Teil der Strecke verantwortlich, ohne sie hätten wir oft genug gar keine Strecke... somit wären hier die Laufhunde und die Stöberer als wichtigste Vertreter zu nennen. In der Schweiz mit unseren kleinen Revieren würde ich jedoch ganz klar die Stöberer für die Treibjagden bevorzugen.

Seit der neuen Gesetzgebung im Jahr 2018 sind für Bewegungsjagden neu alle geeigneten Jagdhunde-Rassen mit sicht- oder spurlautem Jagen zugelassen. Der Einsatz von Jagdhunden zum stöbern und brackieren im Wald ist vom 1. Oktober bis zum 15. Dezember zugelassen. Für die Wildschweinjagd ist der Einsatz von Jagdhunden im Wald zudem bis Ende Februar und in Maisfeldern während der Vegetationszeit erlaubt.

Die Königsdisziplin für die Arbeit "nach dem Schuss" ist aber die Schweissarbeit! Viele Wildtiere wäre ohne die Schweissarbeit der Jagdhunde unauffindbar und verloren. Eine Jagd ohne die Schweissarbeit ist undenkbar!

Die meisten Rassen der genannten Jagdhundegruppen eignen sich mehr oder weniger für die spezialisierten Arbeiten der anderen Jagdhundegruppen, ausser vielleicht der Vorsteharbeit, und können von jedem Jagdhund durch viel Training erlernt werden.

So kann sich ein Jäger nach seinen Wünschen aus beinah jeder Jagdhunderasse seinen universell einsetzbaren Jagdhund heran trainieren... eine Brandlbracke zum Beispiel wird dann vom Laufhund während der Treibjagden auch zum apportierenden Schweisshund.

Die vorteilhafteste Jagdhunderasse kann es demnach nicht geben. Für jeden Jäger ist die von ihm geführte Hunderasse jeweils die beste Jagdhunderasse. In der Schweiz am universellsten und während des ganzen Jahres einsetzbare Hunde sind jene, die neben ihrer ursprünglichen Aufgabe, wie die Stöberer, auch zum Apportieren im Wasser und als Schweisshunde eingesetzt werden können.

Dies erklärt, warum der Wachtelhund bei vielen Jägern sehr beliebt ist.

Jedenfalls sind wir der Meinung, dass jeder Jagdhund ein wertvoller Jagdhelfer und unschätzbarer Jagdgefährte ist, der uns mit seiner Liebe und Passion für die Jagd bei weitem übertrifft!!!