Wie der erste Beitrag bereits vermuten lässt, ich war gelinde gesagt, unvorbereitet auf das, was mich erwartete. Nicht nur ich, auch mein Köfferchen. Zum Glück gibt es auch hier unter den Frauen diese Engel, die dir in jeder Lebenslage aushelfen können und ihren Erfahrungsschatz auch gern teilen.
Auf jeden Fall sollte man, wenn man in ein fremdes Revier fährt für jede Witterung Klamotten dabei haben. Verlasse dich niemals auf den Wetterbericht, sondern pack grosszügig ein. Grosser Fehler meinerseits. Nach diesem ersten Abend fuhren wir ja sofort zum Ansitz - die Mädels waren so drisselig wie bei der Ankunft der Chippendales. Unglaublich! Schnöder Ansitz? Nix da. Jede Jagd ist Passion. Deshalb sollte man auch möglichst diese Klamotten sofort griffbereit haben und sich auf gar keinen Fall schämen eine dicke Hose anzuziehen. Überhaupt ist zwar funktionelle Kleidung wirklich ein absolutes Muss, aber Dinge wie Rasierer und Schminke kann man getrost zu Hause lassen. Die paar wenigen Stunden Schlaf verbringt man nicht im Bad, obwohl ich einigen der Mädels durchaus zutrauen, dass sie sich ohne Spiegel perfekt schminken können, damit sie nach dem Morgenansitz direkt zum Job fahren können. Die sind so! Ich hätte das nie für möglich gehalten. Vielleicht muss ich sagen: Ich bin auch so. Ich werde so.
Dinge wie: ein nicht jagdtaugliches Hemd, Jeans, Turnschuhe, schöne Schuhe, eigentlich alles, was der nicht-jagdliche Kleiderschrank (ich habe zwei, einen jagdlichen und einen unjagdlichen Kleiderschrank) hergibt, das kann getrost daheim bleiben. Meine beiden schönen Hemden hab ich nicht gebraucht, viel zu unpraktisch. Dafür sind ausreichend Jagdhosen wirklich ein grosser Vorteil, dicke Socken, bequeme Schuhe und Kleidung, die sich für Schichten eignet.
Jägerinnen sind aber nicht nur praktisch, sondern sie sind auch Frauen. Aber sie definieren sich anders, ein modischer Schal mit Hirschi drauf, tolle Jagdhosen, die sowohl schön, wie auch praktisch sind, ein Statementshirt ("Ich schlag dich aus der Decke!" - Was angesichts eines Morgenansitzes mit Aufstehen um 04:50 ernst zu nehmen ist!), hübscher Jagdschmuck, ein tolles Pfeifenband, ein spezieller Waffengurt (pink, Loden oder Rucksack) an der Waffe, ein besonderer Rucksack, irgendetwas individuelles hatte jede Jägerin an oder um sich.
Um es vorneweg zu nehmen, ich war völlig schief ausgerüstet und habe fröhlich "Schüttel den Speck" auf dem Ansitz gespielt, sehr unlustig, das vergällt einem die Jagd. Zu meinem grossen Glück war die Betreiberin eines Onlineshops für Damenjagdbekleidung auch dabei (www.waidfrau.de ... mehr als empfehlenswert, denn die Beratung ist perfekt!), als Jägerin weiss sie einfach, was frau braucht und hatte das auch in ihrem Auto - auf unsere Anfrage- dabei. Von da an brauchte ich nicht mehr frieren. Wie genial!
Diese Sache mit den Schuhen, die ist auch sehr lustig. Jägerinnen besitzen alle, ohne Ausnahme, die perfekten Wanderschuhe. Sie brauchen sie einfach, das beste daran ist, sie sehen darin einfach alle gut aus. Wenn andere Frauen beim Kaffee über Manolo reden, dann reden Jägerinnen vor dem Schiesskino über die perfekten Gummistiefel oder den Besohlungsservice von LOWA, der die geliebten, aber leider durchgelaufenen Schuhe retten kann- ähnlich wie der Puppendoktor früher.
Komplettiert wird das Outfit durch das Auto, nicht bei allen, aber meine quirlige Zimmernachbarin mit ihrem Jimny war einfach DAS Paradebeispiel. Ich könnte in meinem Autochen nicht einmal ein Kitz bergen, die anderen Mädels packen den Hirsch locker in dein Kofferaum. Aber das Auto ist wie das Outfit, unaufgeregt, praktisch, aber trotzdem individuell und schön.
Das ausreichend Munition und die Waffe dazugehören versteht sich von selbst, ebenso Fernglas, etc. Und auf jeden Fall eine gute Taschenlampe, nicht, um die Toilette, sondern um das Reh nachts zu finden.
Und wie gehts weiter? Jägerinnen und ihre Jagd. :)