Jägerinnen und ihre Hunde

Ich bin innerlich immer noch im Soonwald, da gibt es natürlich eine Geschichte, die ich schon angetönt habe, die aber noch ausformuliert werden möchte. Jägerinnen und ihre Hunde. Nicht nur, dass die Mädels alle so richtig jagdlich angefressen waren, jedes Mädel blühte auf, hatte ich das Gefühl. Es waren wirklich anstrengende Tage, aber die meisten Bilder sehen superentspannt und happy aus. Nein, diese Mädels führen fast alle auch noch Hunde. Und wenn ich sage "führen" dann meine ich das so. Ich habe noch nie in so kurzer Zeit so viele Menschen kennengelernt, die so viel von Hunden verstehen und so eng mit ihnen zusammen arbeiten. Unglaublich!

Obwohl Hunde fast schon ein bisschen fehl am Platz waren, weil wir vorwiegend ansitzen waren und ansonsten im Schiesskino, hatten viele Mädels einen Hund dabei. Was sich aber nach und nach herausstellte, die haben alle mindestens noch einen daheim (oder auch fünf oder sechs).

 

Jeder Hund war jagdlich geführt und jedes Mädel hatte einen sehr guten Grund, warum genau diese Rasse sie begleitete. Die schlaue Jägerin mit der Bracke (und daheim Wachteln), weil sie eben viel Drückjagden und Stöberarbeit mit ihren macht. Weimaraner waren auch stark vertreten, sogar eine Züchterin, die ich ausquetschte, wie eine Zitrone, weil ich gemerkt hab, wie wenig Ahnung ich bei den Jagdhunden habe. Unglaublich, jeder Hund dort hatte wenigstens eine oder mehr Prüfungen durchlaufen (ausser mein Hohlbrötchen und der 19 Wochen alte Drahthaar), ich hörte all den Geschichten von Jagden, Nachsuchen und Ausbildung mit offenem Mund zu und hätte neben meinen 50`000 Fragen, die ich schon gestellt hab, noch doppelt und dreifach so viele fragen können.

 

Es war wirklich unheimlich spannend. Wie viel Zeit, Arbeit, Herzblut und Wissen in dieser Ausbildung steckt, konnte ich bereits im Ansatz erahnen, aber auf gar keinen Fall die geschickten und modernen Ausbildungsmethoden. Frauen jagen nicht nur anders, Frauen bilden auch ihre Hunde anders aus, die Hunde sind Begleiter und werden nicht bloss zu jagdlichen Arbeitshilfen degradiert, wie das von den Gegnern gern gesehen wird, sie sind wichtige Bestandteile im Leben und darüber definieren sich die Mädels auch ein kleines bisschen. Es ist nicht die Art Vergleich "Zeig mir deinen Hund und ich sag dir, wer du bist.", sondern viel mehr: Guck dir meinen Hund an und du weisst, wie ich jage und wie mein Revier aussieht. Jeder Ansatz war spannend und ich kann es kaum erwarten, denn am 11. Oktober treffe ich den allersüssesten Drahthaarrüden wieder und darf dort in der Hundeschule ein Training geniessen. Völlig irre. Wer hätte das gedacht?! Vor dem Wochenende war ich nämlich wirklich an einem Punkt, wo ich dachte, dass ich Freya vielleicht in den Griff, aber jagdlich sicher nicht sehr weit bringen werde. Die viele Gespräche haben mir richtig viel Hoffnung gemacht. Die ein oder andere hatte bereits einen ähnlichen Fall und konnte mir Mut machen. Natürlich ist es wahnsinnig viel Arbeit und ich brauche Geduld und Durchhaltevermögen, aber ich hab im Soonwald echte Vorbilder kennengelernt. So will ich auch jagen können, mit Hund und Waffe.

 

Nicht nur, dass man morgens ganz locker beim Frühstück sitzen kann und nicht gleich einen Herzinfarkt kriegen muss, weil eine Katze vorbeiläuft und der Hund anschlägt, nein, es ist so lustig zu hören, dass diese supersauber ausgebildeten Hunde manchmal auch ein Eigenleben entwickeln und zum Beispiel mit dem Napf im Maul vor Frauen stehen, das dann eben so perfekt dressiert ist, dass auch sofort Futter in die Schüssel wandert. Dort liegt eben der Unterschied zu den Herren, Frauen sind einfach mit Herz und Herzblut dabei. Viele Hunde schlafen auf oder wenigstens nahe neben dem Bett, ich glaube, es gab niemanden, der seinen Hund ausschliesslich im Zwinger gehalten hat.

 

Jagd ohne Hund ist Schund, selbst wenn man "nur" ansitzen geht, ein Hund gehört zur Grundausstattung dazu. Ohne Freya und ohne diese wunderbare Bracke hätte ich meine zwei Kitze niemals gefunden. Die Flucht war bei beiden so gering, aber sie liefen in die denkbar blödeste Ecke, wo der Schilf hüfthoch stand und man keine Chance hatte den Kitzen einfach so zu folgen. Die Anschüsse habe ich jeweils schnell gefunden gehabt, aber von den Tieren keine Spur.

 

Freya konnte ein Kitz ohne Mühe finden, war dann, weil es ihr erstes Stück mit mir war, aber so fixiert auf diesen Punkt, dass sie das zweite nicht finden konnte - und ich es ihr auch zugegeben nicht zugetraut habe. Aber die schlaue Jägerin mit der Bracke rettete mich, obwohl (ich atmete ein wenig auf) auch Anca Mühe hatte das zweite Kitz auf Anhieb zu finden. Eigentlich ist es nicht erstaunlich, denn Kitze riechen sehr ähnlich und auch nicht sehr stark.