Try, fail, repeat.

Na, es wurde ja heiss diskutiert, was da vor Weihnachten im Blog stand. Ich musste wirklich viel Kritik über mich ergehen lassen (oftmals sicher auch völlig berechtigt, leider viel öfter in einem Tonfall, den ich nicht einmal meiner Kloschüssel gegenüber anschlagen würde).

Aber das macht es ja gerade aus, ich bin Jungjägerin und sicherlich frech, aufmüpfig und ich will Dinge wissen, ich will mir Fragen stellen dürfen. Und das tue ich, respektive, hab ich getan.

Spannend war nicht nur, was da öffentlich und böse diskutiert wurde, sondern auch das, was hintenrum passierte: Nämlich supernette Mails, die mich freundlich (oftmals bestimmt) auf dies oder das hinwiesen.

Fragen kann man sich im Netz ja stellen, ich betone nochmal, vieles was da steht, war hypothetisch in den Raum geworfen, zum Teil nicht fertig gedacht (shit happens, das ist ein Blog, keine wissenschaftliche Arbeit, sondern ein hingeworfener Eindruck), manchmal im Ansatz falsch und manchmal gar nicht so schlecht. Welche Teile wo, das überlasse ich dem geneigten Leser.

Aber die Fragen, die ich mir gestellt habe, denen wollte ich auf den Grund gehen, mehr erfahren, mehr wissen.

Aus purem Zufall konnte ich auf einer der Drückjagden, zu denen ich dieses Jahr gedackelt bin, ein bekanntes Schweisshundeteam begleiten. Eine Nachsuche mit Hannoverschem Schweisshund, diesem (vermeintlich) so unglaublich lahmen Gaul, eine Anschusskontrolle mit einer steirischen Bracke versprachen auf jeden Fall die Möglichkeit vieles zu erfahren. Diese HS sind verflixt schnell, das hab ich dann recht schnell gemerkt. Ich kam also in unsrem leicht hügeligen Gelände mit Mühe hinterher und ganz ehrlich: Ja, da hab ich sicher manchen Denkfehler gemacht. Das ist schon echt grosses Kino, was diese Hunde da leisten und ich sehe auch absolut ein, dass ein Vorsteher nicht für alles gemacht ist.

Aber first things first. Zuerst die Anschusskontrolle mit der steirischen Bracke, die Arbeit von der Hundeführerin war spannend, wie präzise sie ihre Fragen stellte und sich so "en passant" ein Bild von der Situation machen konnte. Zuerst suchten wir nach dem Kugelriss, den wir beim besten Willen nicht finden konnten, kurz darauf kam der Hund dazu. Ein sehr erfahrener Rüde, unglaublich, wie präzis und genau er den Boden absuchte, um dann lapidar auf den Boden zu pinkeln. Sein Zeichen für: Hier ist nichts. Nach diesem Mitteilungspiesi habe ich selten einen so deprimierten Hund gesehen. Als wir zum Anschuss hinliefen, natürlich alles aufgesattelt, war der Hund total freudig, fast schon etwas aufgedreht, obwohl diese Bracken ja normalerweise echt bedachte Vertreter ihrer Art sind (dachte ich.. dazu später). Beim Zurückgehen war der ganz Hund wirklich deprimiert. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass ein 13-jähriger Hund noch so gut beieinander sein könnte und noch mit solchem Elan arbeiten möchte. Einfach absolut und völlig irre. Ich hätte ihn gern bei der Arbeit weiter beobachtet, aber eine Anschusskontrolle ohne verwundetes Stück ist andererseits auch eine Beruhigung.

Nach diesem kurzen Eindruck gings zum nächsten Anschuss, es wurde vermutet, dass das Stück von einem Schützen beschossen und bei einem zweitem Schützen schliesslich erlegt werden konnte, ich fand es unglaublich, dass es -obwohl nur geringe Zweifel waren, dass sich die Geschichte tatsächlich so zugetragen hatte- nochmals nachgesucht wurde. So möchte ich das auch machen können und dürfen (falls und wenn und überhaupt). Lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig.

Hier das gleiche Spiel, dieses Mal mit dem Hundeführer. Der erste Schütze war nicht zugegen, so konnte uns nur der Ansteller Auskunft geben. Spannend, wie viel schwieriger es dann wird, einen Anschuss zu finden, wenn man den Schützen nicht selbst befragen kann und nichts markiert ist. Die Schweisshündin, so durfte ich unter meinen 480`000 Fragen erfahren, war wesentlich jünger als der Rüde und eine wilde Nudel. Das war offensichtlich, sie ist auch noch nicht so erfahren, wurde mir erzählt. Wieviel Nachsuchen das konkret bedeutet, konnte ich nicht erfahren, aber ich vermute weit mehr, als ich mir vorstellen kann.

Man merkte es auch der Dame richtig an, wie sie unbedingt suchen wollte. Das fand ich sehr beeindruckend, als es dann tatsächlich losging und der Hundeführer sicher war, auf der richtigen Fährte zu sein, konnte ich ein Spektakel erleben und da muss ich sagen, das hätte ich schlicht nicht erwartet. Mit traumwandlerischer Sicherheit lief die Hündin, die Nase tiefstens am Boden, wie auf Schienen dieser Fährte hinterher. Wir konnten einige Verweisstücke und Schweisstropfen ausmachen, die sie mit einer Vehemenz verwies, die mich wirklich staunen liess. Sie drückte die Nase tief auf den Boden, wenn sie einen Arm frei gehabt hätte, dann hätte sie noch darauf gezeigt. Unglaublich. Unglaublicher, dass der Hundeführer auch den Mikroschweisstropfen noch sehen konnte, und auch jedes weitere Verweisstückchen sofort erklären und benennen konnte.

Ich konnte unglaublich viel lernen, es war irrsinnig spannend. Und ja, Spezialisten sind Spezialisten, vieles kann sicher ein sehr gut ausgebildeter Vorstehhund auch leisten, aber eben nicht alles. Ich habe in meinem vorherigen Beitrag die Grenzen der Hunde zu wenig betrachtet. Es war wirklich eindrucksvoll Denkfehler mit dem Hammer beseitigt zu bekommen, ich bin unglaublich dankbar, dass ich meine vielen, vielen Fragen stellen konnte und immer eine geduldige, informative Antwort bekommen habe. Was auf gar keinen Fall heissen soll, dass mir im Nachgang des Gesprächs nicht noch 480`000 weitere Fragen eingefallen wären, das Thema interessiert mich brennend.

 

Try, fail, repeat. So sollte man lernen dürfen.