Mit dem gestrigen 1. Mai begann im Kanton Solothurn die generelle Leinenpflicht für Hunde im Walde!
Aber für die Jäger viel, viel wichtiger ist der 1. Mai, weil an diesem, von den meisten sehr lang erwarteten Tag,
"der Sommerbock aufgeht"!
Die eigentlich mehrmonatige Jagdruhe findet nämlich damit ihr Ende. Denn gemäss dem solothurnischen Jagdkalender ist seit dem 31. Januar beim Schalenwild (Rothirsch und Wildschweine, Rehwild seit dem 31. Dezember) und seit dem 28. Februar bei den Füchsen Schonzeit angesagt.
Ich schreibe "eigentlich Jagdruhe", da das Wildschwein seit einiger Zeit ausserhalb des Waldes in Feld und Flur gemäss der Bewilligungsverfügung der Jagdverwaltung des Kantons Solothurn "Verkürzung der Schonzeit für Wildschweine" keine Schonzeit mehr kennt. Sogar die Sonntagsjagd auf Wildschweine wurde für das Jahr 2016 probeweise im Solothurn eingeführt!
Für Jungjäger und die nicht jagende Bevölkerung in Solothurn sollte es interessant sein, dass der 1. Mai aus jagdlicher Sicht erst ab 12.00 Uhr Mittags ein Feiertag ist. Das heisst, dass die Jäger am Morgen auf den Rehbock ansitzen könnten!
Leider gibt es auch solch übereifrige Jäger, die scheinbar keine Minute vergeuden möchten... oder in einem eingebildeten Wettbewerb mit anderen Jägern stehen, wer als erster "seinen" Bock, oder halt den "schönsten und stärksten" Bock im Revier erlegt. Ich habe in einem anderen Revier leider schon erleben müssen, wie man sich brüstet, bereits zum Beispiel am 5. Mai "seinen" Rehbock erlegt zu haben. Waidmännisch korrekt ist dies sicherlich nicht.
Aber zum Glück betrifft die obige Aussage nur einen winzig kleinen Teil der Jägerschaft!
Und jene, die bereits im Vorfeld während des Aprils einen schwachen Rehbock ausgemacht haben und diesen zufällig gleich beim ersten Ansitz erlegen können, meine ich hier natürlich explizit nicht!
Im Revier Erschwil, wo ich als Gastjäger auf die Jagd gehen darf, beginnt die Bockjagd in diesem Jahr erst am
6. Juni ! Wer will, könnte schon ab dem 1. Mai einen Rehbock erlegen, aber üblicherweise sieht keiner der Jäger einen Anlass um dem geplanten Beginn am 6. Juni vorzugreifen.
Einige Jäger warten sowieso bis zum 16. Juni mit der Bockjagd, weil sie dann gleich Fuchs und Dachs mit bejagen können...
Wieso die Bezeichnung "Bockjagd"?
Eigentlich ist der Begriff "die Bockjagd geht auf" nicht ganz richtig. Denn es sind nicht nur die männlichen Rehe, die Rehböcke halt, zur Jagd mit der Kugel auf Pirsch oder Ansitz freigeben, sondern ebenfalls Schmalrehe und nicht laktierende Rehgeissen.
Schmalrehe nennen wir ab dem 1. April jene weiblichen Tiere (Geissen), die im Vorjahr gesetzt (geboren) wurden. Diese Schmalrehe sind in ihrem "ersten" Lebensjahr noch nicht tragend und im Mai / Juni noch relativ leicht anzusprechen. Sagt man zumindest!
Nicht laktierende Rehgeissen sind weibliche Tiere, die nicht tragend sind und demnach im laufenden Jahr keine Kitze setzen werden. Meist sind dies alte Geissen. Zu erkennen sind sie wie die Schmalrehe unter anderem an dem fehlenden Gesäuge (Spinne) zwischen den Hinterläufen. Dieses Gesäuge bildet sich normalerweise bei tragenden Geissen einige Tage vor dem Setzen und ist je nach Veranlagung der Geiss über zwei bis drei Monate zu erkennen.
Folgend ein Bericht von Wild und Hund zum Ansprechen von Schmalreh und Ricke von September 2014:
Warum nun "Bockjagd"?
Leider gilt die Jagd ab dem 1. Mai bei uns hier im Solothurn meistens nur den Rehböcken... Deshalb Bockjagd, Jagd auf den Sommerbock oder den "roten" Bock.
Ich habe bisher im Dorneck-Thierstein nur von einem Revier erfahren, dass ab dem 1. Mai auch die Jagd auf Schmalrehe und Altgeissen frei gab. Was sich aber laut einem beteiligten Jäger zwar als sehr spannend jedoch ebenfalls als sehr schwierig und herausfordernd herausstellte, denn ein Ansprechen der Rehgeissen erwies sich als gar nicht so einfach.
Jedenfalls wäre es aus meiner Sicht sehr zu begrüssen, wenn alle Jagdgesellschaften bereits früh auch bei den weiblichen Tieren eingreifen würden.
Wie funktioniert die Bockjagd in unseren Jagdrevieren?
Da ja in den jeweiligen Jagdrevieren zum Teil fünf bis zwölf Jäger unterwegs sind, kann man sich gut vorstellen, dass dies ohne einen Plan oder Organisation nicht toll funktionieren würde. Es wäre schliesslich vorhersehbar, dass sich die meisten nur in den "besten" Gebieten des Reviers gegenseitig auf die Füsse treten würden.
Im Revier Erschwil hat sich die Jagdgesellschaft nun so organisiert, dass das Revier passend zu den natürlichen Gegebenheiten in fünf Gebiete unterteilt wurde. Momentan sind jedem der fünf Gebiete zwei oder drei Jäger zugeteilt, die in einem im Voraus bestimmten Zeitraum dort vorrangig waidwerken dürfen. Die Jäger in diesem Gebiet sprechen sich dann untereinander ab, wer wann wo jagt.
Der ganze Zeitraum der Bockjagd, bei uns in diesem Jahr am 6. Juni beginnend und am 17. September endend, wurde ebenfalls in fünf Zeitabschnitte von circa je 19 Tagen unterteilt, so dass jede Jägergruppe während einer Bockjagd in jedem der fünf Gebiete für einige Wochen waidwerken kann.
Im Grundsatz ist das für alle beteiligten Jäger eine sehr gute Lösung, da jeder in jedem Jahr im gesamten Revier für die Jagd auf Rehböcke unterwegs sein darf. Für die Gruppenharmonie sicherlich also eine gute Sache.
Selber finde ich die Lösung aus Sicht der Rehe nicht 100%ig ideal.
Es birgt das Risiko, dass einige Gebiete zu stark beunruhigt werden. Auch muss jedes Gebiet bezüglich Bestand neu kennengelernt werden. Ebenfalls ist es Schade, dass man nicht abschliessend entscheiden kann, einen starken Zukunftsbock "stehen" zu lassen, da dieser eventuell halt doch durch einen Jäger der nächsten Gruppe erlegt wird.
Natürlich versucht jeder Jäger zunächst einmal schwache und junge Rehböcke aus der Wildbahn zu nehmen und nicht auf die Trophäen zu achten. Jedoch kann ein Rehbock von jedem Jäger anders beurteilt und eingestuft (angesprochen) werden.
In einem meiner vorherigen Revier wurde das Revier in acht Gebiete unterteilt, denen ebenfalls wieder jeweils ein oder zwei Jäger zugeteilt wurden. Dieses Gebiet wurde aber während der ganzen Bockjagd nur von dieser Gruppe "bewirtschaftet". So bejagte jeder Jäger während der ganzen Pachtperiode von acht Jahren jedes Gebiet im Revier nur einmal.
Ob dieses System besser ist, sei dahingestellt... für die Rehböcke fand ich es jedoch besser und man war mit "seinem" Rehbestand sehr gut vertraut.
Wie funktioniert die Bockjagd in anderen Gebieten?
Dies wäre nicht nur für mich, sondern wohl auch für alle angehenden Jungjäger interessant zu wissen. Gerne darf jeder im Kommentar eine Mitteilung hinterlassen... Bin gespannt!
Für Jungjäger vorab die Mitteilung: Jungjäger erhalten nur in ganz seltenen Fällen einen Bock zum Abschuss frei, aber auch Wildhüter, Jagdaufseher oder Jagdgäste haben nicht in jedem Revier einen Rehbock frei. Meist auch nur dann, wenn sie zusammen mit einem Pächter auf den Ansitz gehen.
Je nach Bestand und Abschussplanung hat dafür üblicherweise jeder Pächter einen oder zwei Rehböcke zum Abschuss frei. Selten mehr. Man will ja auf der Herbstjagd seinen Gästen nicht den Abschuss von Böcken verbieten, nur weil im Sommer zu viele erlegt wurden...
Ich freue mich, dass ich dieses Jahr ebenfalls einen Bock frei habe und viele schöne Stunden im Walde und im Felde mit hoffentlich viel Anblick verbringen darf!!