Als Frau erlebe ich es natürlich immer wieder, dass man mir „Waidfrauheil“ wünscht.
Warum eigentlich?
Ich möchte dieses Thema einmal etwas laienhaft aus der Sicht einer Sprachwissenschaftlerin betrachten, eine ganz genaue Abhandlung darüber soll es im Rahmen des Blogs selbstverständlich nicht werden.
Zunächst einmal ist der Gedanke hinter dem „Waidfrauheil“ sehr nett, in einer Sprache, die wohl wie keine andere auf dieser Welt eine Männersprache ist. Es wird mir zugestanden, dass ich eine WaidFRAU bin und kein WaidMANN, denn de facto habe ich zwei X-Chromosomen.
So weit, so wunderbar.
Luise Pusch, die das Buch „Das Deutsche als Männersprache“ geschrieben hat, würde jede Waidfrau und jeden Waidmann beglückwünschen; ebenso wie meine alte Lateinlehrerin, bei der wir „Wasserhenne“ und „Tischbeinin“ (sic!) als Bezeichnungen benutzen mussten, damit wir eine gendergerechte Sprache sprachen! Ja, denn so weit geht es.
Vor ziemlich genau 27 Jahren wurde im letzten Kanton der Schweiz das Frauenstimmrecht eingeführt und seither ist -sind wir ehrlich- der Weibervormarsch kaum mehr aufzuhalten. Wir lehnen uns gegen die alten Traditionen auf, werden Rennfahrerinnen, Tischlerinnen, Mechanikerinnen, stürzen uns kopfüber in ehrwürdige Männerdomänen.
Und wir werden Jägerinnen!
War meine Mama vor 29 Jahren noch eine absolute Ausnahmeerscheinung, so geht der Trend für uns lodengrüne Flintenweiber steil nach oben, ein Viertel bis ein Drittel der Lehrgangsteilnehmer ist weiblich, berichtet der DJV.
Da wäre es doch nur Gerecht, uns den Terminus „Waidfrau“ zuzugestehen und uns als vollwertige Mitglieder der jagenden Gesellschaft entsprechend auch zu benennen!?
Allerdings laufen wir den Herren tatsächlich den Rang ab... es werden immer mehr Frauen, die einen Hochschulabschluss machen, Frauen in Führungsriegen, Frauen als Kanzlerinnen, Frauen in den Kindergärten und Schulen... es gibt praktisch keinen Ort mehr, an dem wir nicht unsere Nase hineinstecken.
Männer und Jungs haben in ihrer Jugend immer mehr und zum Teil ausschliesslich mit Frauen zu tun, haben keine echten männlichen Vorbilder mehr, sondern konstruieren sich diese im schlimmsten Fall aus Ballerspielen, Pornos oder Actionstreifen - ein gefährlicher Trend.
80% aller Suizide bei Jugendlichen werden durch männliche Jugendliche begangen (siehe den Blog im Tagesanzeiger), diese Tatsache wird totgeschwiegen. Wären die Zahlen umgekehrt, es gäbe einen riesigen Aufruhr in der Gesellschaft!
Was hat das nun mit dem "Waidmannsheil" zu tun?
Die Jagd ist eine der letzen derzeitigen Männerdomänen, hier gibt es en masse Vorbilder, role models, für junge Männer. Natürlich bin ich Teil dieser Gesellschaft, aber es ist mir ein Anliegen, dass irgendwo die Herren der Schöpfung ihre Spielwiese behalten dürfen, was nicht heisst, dass ich nicht trotzdem meine Frau stehen kann.
Aber es wäre ein Anfang, um dem ganzen Genderwahnsinn ein Ende zu bereiten.
Die Jagd ist eines der letzten Refugien für Männer, auch wenn es mittlerweile pinke Büchsen gibt.
Ich möchte nicht, dass die vielen alten Riten und Bräuche, wie auch das Waidmannsheil, dem Genderwahnsinn zum Opfer fallen.
Oft genug bin ich Frau und darf ich Frau sein, unabhängig, stark und emanzipiert.
Da fällt mir kein Zacken aus der Krone, wenn ich die Jagd als Männerrefugium anerkenne und auf ein herzliches „Waidmannsheil“ mit einem „Waidmannsdank“ antworte.
Alica Junker