Wie erklärt man Gefühl?

So gerne möchte ich die Jagd erklären, zugänglich machen, nachvollziehbar...
aber wie erklärt man Gefühl?
Wie erklärt man Liebe, wenn das Gegenüber noch nie verliebt war?
Jagd ist neben der Liebe ein uraltes, mächtiges Gefühl. Es geht nicht um die Waffen, die Ausführung, das Handwerk...
Es geht um das, was diese schöne, verfluchte, anstrengende, in jede Pore deines Seins einziehende Jagd mit dir macht. 
Dieses alte Gefühl folgt einem Traumpfad, einem unsichtbaren Weg, auch mit den modernsten Waffen werden wir den alten Pfad nie verlassen, der uns unsichtbar immer tiefer in seinen Wald zieht. Ein Wald, indem wir uns verlieren, indem wir Irrlichtern hinterherlaufen und indem wir hemmungslos mit uns konfrontiert werden. Ein Wald, in dem wir geborgen, aufgefangen sind. Ein Pfad, auf dem wir uns verlieren und gleichzeitig wiederfinden. 
Es treibt mich seit Jahren in das Revier, in dem ich nur sporadisch aushelfe und doch ist es ein Teil meiner jagdlichen Wurzeln. Tausend Begebenheiten, Erinnerungen. Mein Traumpfad. Es wäre gelogen, dass ich hier jeden Baum und Strauch kenne, aber ich kenne das Gefühl, das mich herzieht. Von vornherein war klar, dass ich bei Neumond wohl nichts schiessen werde und doch schlage ich mir ein ums andere Mal die Nacht um die Ohren. Alte Liebe, alte Geschichten, Erinnerung.  
Der Wald der Diana meint es dieses Jahr nicht gut mit mir. Zu wenig habe ich geleistet, zu oft war ich fort, habe die alten Wege nicht gepflegt. Wer sich einer Liebe zu sicher ist, wird sie verlieren. Liebe ist harte Arbeit. Jagd ist harte Arbeit. 
Geduld und unbelohnte Mühe sind die Lektionen meines ersten Jagdjahres, indem ich nicht mehr Jungjägerin bin. Zu leicht haben es mir die Lehrjahre gemacht. Man sollte sich Dianas Liebe nie zu sicher sein... 
Dennoch geniesse ich die Jagd, oder das Zurücklehnen. Zeit, der Welt beim Drehen zuzuhören, Zeit, den Geräuschen der Nacht zu lauschen, die vielen Menschen so fremd sind. Sie pflegen die alten Pfade nicht. Es ist kein tradiertes Wissen, das man nur durch Grossvaters wispern am Totenbett angeeignet bekommt, jeder kann es lernen. Der Wald spricht mit allen Menschen gleich. Man muss ihm nur zuhören, lernen, verstehen. Der Welt einfach still beim Drehen zuhören. 
Der Eine erliegt dem Zauber der Liebe... andere suchen danach und wieder anderen wird der Schlüssel dazu ewig verwehrt bleiben.