Jagd vorbei, aber kein Halali?!

Bild: THO Blackforest
Bild: THO Blackforest

Jagd vorbei, aber kein Halali...

Das ist ungewöhnlich, denn normalerweise gehört das dazu, wie das Amen in der Kirche. Ohne Halali kein Schüsseltreiben (Essen), das traditionelle Horn spielen, wird auf jeder Jagd gepflegt.

Statt den Klängen zu lauschen und verschwitzt vorm Feuer zu stehen, sitzen wir beim Tierarzt.

Die kleine Patterdalehündin zittert am ganzen Leib...

 

Wieder einmal war oder durfte ich mit Freunden zu einer Jagd aufbrechen, früh morgens ging es los.

Meine drei Chaoten waren vor dem Schnallen kaum zu bändigen - wir waren ganz schön faul mit ihnen in letzter Zeit.

Standruhe sieht anders aus, aber seis drum....

Sie zischen ab wie knallende Champagnerkorken und der Beagle wird nach wenigen Metern schon laut und verschwindet. Die drei Terrier und die beiden Vorstehhunde bleiben in unserer Nähe, durchsuchen die steile Halde mit den vielen Brombeerbüschen systematisch, während ich mich darin verharke und meine Künste in Eurythmie mich wieder jedes Fluchwort der Erde tanzen lassen. Daniela bewegt sich hingegen wie ein junges Reh und ich muss mithalten, unten keucht unser Treiberführer, dem war auch nicht bewusst, dass wir einen neuen Streckenrekord aufstellen wollten.

„Nur die Wegkante im Blick halten!“ war meine Aufgabe... gar nicht so einfach, aber immerhin wird meine neue Sauenschutzhose direkt eingesaut, es gibt als Hundeführer nichts schlimmeres als mitten in der Saison mit noch sauberen Klamotten dazustehen!

Ein kurzer Blick auf den Tracker zeigt, dass Lotte bereits 1.5 Kilometer weiter weg irgendwas jagt -Bracke halt-Freya aber ziemlich steil in Richtung Flüsslein und damit Bundesstrasse rennt. In dem Moment schreit Daniela nach mir, das tut sie sonst nie, nicht in dem Ton, irgendwas ist da faul, denn gerade geht auch der Weimaraner in einem Mordstempo und laut los.

Verflucht!!!!

So schnell ich kann - wobei mir jeder Schritt viel zu langsam vorkommt - kämpfe ich mich die Halde herunter, rutsche, fluche, hänge fest und sehe Daniela auf dem schmalen Weg ziemlich schnell weglaufen.

Es hilft nichts, ich renne hinterher.

„Henry stellt! Wir müssen hin!“

Oha.

Danielas Heideterrier macht keine Witze, aber warum ist Frieda - die Patterdalehündin - bei Daniela? Die lässt eigentlich keine gute Prügelei aus...

Freya, meine Drahthaarhündin kommt mir gerade entgegen.

Fragezeichen über Fragezeichen.
So schnell es geht, hechte ich hinterher... pfeife aus dem letzten Loch.

Auf einmal steht Henry wieder da, Daniela schaut ihn rasch an, er hat Schweiss an der Lefze.

„Irgendwas war, der hat eine Sau gebeutelt.. aber mit Frieda stimmt was nicht.“

Sie nimmt die kleine, fledermausohrige Hündin auf den Arm, dreht sie um und Blut sickert aus der bereits ziemlich blutdurchtränkten Weste.

Sofort organisieren wir die Rettung im Wald, informieren die Tierklinik, noch können wir nicht genau sagen, was passiert ist, aber die Hündin blutet ordentlich!
Schnell ist einer der Jagdleiter mit dem Auto da.

Wir ziehen Frieda die Weste aus - die ihr vermutlich das Leben gerettet hat - und sehen, dass sie unter dem Ellenbogen einen recht tiefen Schnitt hat.

Untypisch für sie, denn sie ist sehr erfahren am Schwarzwild.

Vermutlich hat die Sau nur auf die Hunde gewartet und Frieda allein hat nicht genug Eindruck gemacht, um die Sau allein hochzudrücken. So wird Henry dazugekommen sein und erst dann ist die Sau mit Frieda, die bereits geschlagen war, und den anderen Hunden dahinter losgelaufen.

Im Bachbett hat sie vermutlich versucht die Hunde abzuhängen, was bei den Vorstehern funktioniert hat, denn nur Henry hat die Sau vor den nächsten Schützen gebracht, der sie auch erlegen konnte.

All dies rekonstruieren wir spät abends in der Jagdhütte, aus den GPS Daten und dem, was wir alle gesehen und gehört haben.

Frieda hatte Glück im Unglück... einige Muskeln sind verletzt, sie hat eine tiefe Wunde, aber nichts, was sie länger als ein paar Tage aufhält.

 

Gute Besserung, Fledermausohr!