Oh Gott! Jagen Sie?

Neues aus dem Jägerhaushalt

Ich tüddele ein bisschen um mein Auto herum, finde meine Pfeife nicht, knuddel jeden Hund noch schnell in seiner Box vor dem Ausladen.

Ein anderes Auto fährt vor, ich kenne die Dame vom Sehen, alter Goldie, nettes Pärchen.

Sie steigt aus: „Oh Gott, jagen Sie heute?!“

Sie wird bleich.

„Nein, nein, ich gehe nur spazieren.“

Sie ist fast erleichtert, ich geh zu ihr hin...

„Auch wenn ich jagen würde, ich bin dazu verpflichtet, dass weder Mensch noch Hund verletzt werden.“

„Ach, ich hab immer so Angst, dass mir was passiert.“

Sie war so erleichtert und erzählt mir von zwei sehr unschönen Erfahrungen mit Jägern.

„Eigentlich wollte ich sofort wieder wegfahren...“

Ich frage mich, ob das sein muss.

Auf der Berner Jagd wäre es auch anders möglich.

Schauplatzwechsel:
Wie immer sitze ich auf der Holzempore und schaue einem Militärdiensthund beim Training zu. Glückliche Fügung, was auch immer, hat uns  einen Schutzdiensthelfer ins Training gebracht. Ich mag Horizonterweiterung, man wird ja nicht dümmer.

Wir reden, eine „Neue“ ist dabei. Ich merke ihr zunächst recht ablehnendes Verhalten mir gegenüber an. Komisch.

Im Verlauf höre ich dann warum und bin ernsthaft entsetzt.

Textauszüge: „...Dann sagten die Jäger mir, dass mein Pferd sich gut vor dem Ofen machen würde... Einmal zerfetzten Jagdhund vor meinen Augen einen Fuchs, es war grauenhaft! Sie sagten mir, dass das wichtig sei, um den Hund anzufixen...“

Ich denke mir das nicht aus und fand die Person sehr glaubwürdig, von einer Freundin wurde das Verhalten dieser Jagdgruppe bestätigt. Ich frage mich, ob das sein muss. Ich habe ihr erklärt, warum Raubwildschärfe bei Jagdhunden tatsächlich wichtig ist, das konnte sie nachvollziehen. Für den Rest habe ich mich entschuldigt, viele Reiter verstehen (aboslut nachvollziehbar) keine Scherze mit ihren Pferden.

Ich könnte auch nicht darüber lachen, wenn mir eine wildfremde Person mit der Waffe in der Hand sagen würde, dass mein Beagle ein hervorragendes Filet auf dem Grill abgeben würde.

Ich bitte alle Jäger, die Berner wohl derzeit am meisten, seid euch eurer Aussenwirkung bewusst!

Wir haben ein wunderbares, schützenswertes Privileg.

Wir haben Verantwortung gegenüber unseren Mitmenschen. Behandelt sie, wie ihr behandelt werden wollt.

Zeigt eure Passion und erklärt euer Tun, denn wir müssen uns dafür nicht verstecken.

Aber versucht euch auch in die Gegenseite hineinzuversetzen.

Liebe Mitmenschen während der Jagd
Auch Jäger sind nur Menschen,

wir machen Fehler,

wir sind nicht „ihr alle“.

Sprecht uns an, fragt, redet.

Niemand wird euch böse sein (hoffentlich).

Viele Jäger nehmen sich praktisch alle Ferientage für die Jagd und möchten diese Tage voll nutzen. Es kann passieren, dass sie bei kurzen Störungen harsch reagieren und es nachträglich (hoffentlich) bereuen. Wenn ihr merkt, dass gejagt wird, leint eure Hunde an, bleibt auf den Wegen.

Viel mehr braucht es nicht.

Ich hoffe auf ein gutes Miteinander.
Meinen Mitjägern wünsche ich herzliches Waidmannsheil und allen Mitmenschen einen ebenfalls wunderbaren Herbst.

Waidmannsheil