Kurzgeschichten

Neues aus dem Jägerhaushalt

 

Die Schweizer erzählen gerne Müsterli, anekdotische Kurzgeschichten mit satirischem Charakter...

 

Nachdem nun einige Jagden vorbei sind, wird es Zeit für einen Zwischenstand mit den besten Müsterli der diesjährigen Drückjagden.

Vorher gesagt sei, dass dies mitnichten dem Gros der Jagden entspricht. In den meisten Fällen werden wir Hundeführer wunderbar umsorgt, gehegt und gepflegt.

Aber manchmal, da passieren Dinge, da denkt man „Nicht dein Ernst?“ und steht erstmal daneben.

Das erste Müsterli ereignete sich auf einer sehr lustigen Jagd, wo wir zunächst die Hunde nicht schnallen sollten, diese also im Auto sassen.

Für mich fühlte sich das an, als hätte man mir die Arme abgenommen.

Ohne Geläut, ohne Bewegung vor einem... ohne Hunde ist treiben sehr schräg.

Nach diesem Treiben musste es also seeeehr fix gehen, ich fragte den Jungjäger, ob er mir wohl schnell beim Anziehen meiner vier Hunde zur Hand gehen könnte.

„Muss ich die Hunde dann auch anfassen?“

Freundchen, Jagd ohne Hund ist Schund.

Gewöhn dich dran.

Cool war auch mein Treiberführer in einem Wald, den ich weder kannte, noch wo ich jemals vorher war. Erst schickte er mich mit den Hunden einen Hang hoch, von dem wir dreimal zu viert wieder herunterpurzelten, weil die lockere Erde unter uns null Halt bot und dann, als ich nach sieben Minuten im Treiben schon den ersten Schweissausbruch verzeichnen konnte, weg war. Schlau war, dass ich die Telefonnummer hatte. „Wo muss ich denn hin?“

„Orientier dich einfach am Stand der Sonne!“

Für den geneigten Leser: Grundsätzlich brauche ich meinen Tracker in 93% der Fälle dafür, um mich, mein Auto oder meine Mittreiber wiederzufinden.

Ich fand ihn dann am Streckenplatz, nach der Jagd - versteht sich.

So einn ausgedrucktes Kärtchen, das wäre manchmal fein.

Ein anderes Mal kam ich verfroren, weil völlig verschwitzt nach dem Treiben, als allererste Hundeführerin zum Streckenplatz. Die Schützen waren alle bereits versammelt und hatten Punsch in der Hand. Anständig stellte ich mich mit in die Reihe... und bei mir war der Punsch alle. Frischen gab es dann auch nicht mehr. Sonst suchte man zu trinken auch gänzlichst vergeblich.

Den absoluten Knaller aber, den hab ich mir bis zum Schluss aufgespart:

Eines frostigen Tages, der Wind bliess, es war echt rattig kalt an diesem Tag, kam ich am Ende des Treibens an, wo einige Schützen ihr Auto abgestellt hatten. Es war Trieb Nummer drei im abrutschenden Kalkgebirge, die Hunde und ich waren fix und foxi. Es dunkelte bereits ein, wir hatten um 10 Uhr morgens begonnen. Wir sahen aus, wie die Schweine, denn es gab genug mit Brombeeren überwachsenen Jungwuchs, zwischen dem der Forst auch noch frisch geholzt hatte und sämtliche Abschnitte noch im Wald lagen. Kurz vorher hatte es geregnet und Laub lag auch nicht zu knapp drüber. Kurz, ich lag gefühlt alle drei Meter auf der Klappe, hatte einige blaue Flecken - für die Monet in seiner blauen Stunde Millionen verdient hätte. Die Farbgebung - ein Traum... So jedenfalls stand ich zitternd mit zitternden, klatschnassen, schweinedreckigen Hunden dort. Und wünschte mir sehnlichst ein Taxi, warme Klamotten, ein Bier und was in den Magen. Ein Jäger trudelte ein, ich fragte ihn, ob er mich wohl rasch zu meinem Auto bringen könnte in seinem Landi.

„Kannst du nicht noch warten? Mein Landi ist gerade frisch geputzt... das ist zwar mein Jagdauto, aber ihr seid mir gerade doch zu schmutzig.“

Ich war selten so sprachlos, wie gerade in diesem Moment!

Rückblickend könnte ich mich kaputt lachen, sowas passiert einfach manchmal und wie gesagt: Das sind die fiesen Ausnahmen der Regel, denn grundsätzlich liebe ich es, als Hundeführerin unterwegs zu sein!

Waidmannsheil 🌳🌲🌿🍃