Jagdfreie Zeit - kurze Pause im Jagdjahr

© Story by Laika goes hunting

Die eigentliche Berner Jagd ist schon lange Geschichte, der letzte Rehjagdtag war der 13. November.

Die Sonderjagd auf Rotwild habe ich nicht gelöst.

Die Jagd mit dem Basispatent ist noch offen.

 

Mit der Winterjagd ist es so eine Sache – ich habe meinen Standort beim Wildhüter angemeldet, einen Luderplatz eingerichtet, regelmässig Leckereien und Hundefutter gebeizt.

Aber ohne Winter nützt der beste Vollmond nichts!

Wie soll ich Katzen, die nachts streunenden Hunde vom Dorf und Füchse voneinander unterscheiden, wenn ich nichts sehen kann?

Das einzige Mal, wo ich ansitzen war, war es taghell dank Schnee und Vollmond. 

Ich sass da in dem ungenutzten Speicher, die Füsse im alten staubigen Heu, die Knie bereits taub, als es plötzlich links im Graben krachte. Ein riesiger Stier trat aus, das mächtige Geweih zeichnete sich messerscharf  im silbrigen Licht ab. Er blieb kurz stehen und verschwand dann unsichtbar am Waldrand.

Einige Minuten später folgte ein zweiter Hirsch und das Schauspiel wiederholte sich. Ich sass da, staunte und erfreute mich unglaublich an dem magischen Anblick.

Das Sitzen und Frieren hatte sich voll gelohnt.

Ich packte zusammen und das wars dann auch schon mit meiner Winterjagd.

Der Schnee schmolz und dort draussen gab es auch keine neue dauerhafte Schneedecke. 

Mit den Krähen, Eichelhähern und Elstern führe ich nach wie vor Krieg – erfolglos! 

Mitte Januar fand im Elsass die letzte Gesellschaftsjagd statt – unter Partnern, mit einigen ausgesuchten Gästen.

Klein, aber fein!

Klein war dann auch die Strecke – die drei Hunde und eine Handvoll Treiber brachten die Sauen nicht aus dem Dickicht. 

 

Es herrscht also sozusagen jagdfreie Zeit. Im Revier werden Kanzeln und Ansitzvorrichtungen endlich repariert oder ersetzt. Per Whatsapp kontrolliere ich das Geschehen von Weitem, stelle sicher, dass die neuen Einrichtungen auch "links-schützetauglich" sind und nicht nur von Riesen benutzt werden können. Ich werde demnächst ein paar Tage hinfahren, um zu helfen. Wahrscheinlich nehmen die Kollegen mir das Werkzeug gleich wieder aus der Hand und bewaffnen mich mit Pinsel und Farbe. Und morgens und abends kann ich ja ansitzen – Wildschwein kann immer kommen! 

Zuhause überbrücke ich die jagdfreie Zeit mit gelegentlichem Tontaubenschiessen. Drilling und Sturmgewehr sind beim Waffenmech im Service (Susi ist ein Gusi habe man gemeint, als mein Drilling nackt und dreckig auf dem Tisch lag), die übrigen Waffen sind sauber gereinigt und geschmiert weggesperrt. Demnächst fange ich auch wieder mit regelmässigem Schiesstraining an, um für Sauenansitz und später den Sommerbock fit zu sein. Das Material wird überprüft, nie gebrauchtes wird ausgestaubt, viel gebrauchtes gereinigt und nach Bedarf repariert. Ich staune immer wieder, wieviel an Ausrüstung sich über die Jahre angesammelt hat. Dabei braucht es doch nur ein paar Bergschuhe, einen Rucksack, den Feldspiegel mit Distanzmesser, ein Messer und natürlich Gewehr und Munition. Alles andere ist Beilage!

 

 

Mit dem frühen Frühling kommen auch die Hirsche ins Dorf, obwohl während des ganzen Winters Tiere um die Häuser schleichen und sich am letzten Gartengrün und einigen vergessenen Aepfeln gütlich tun. Es grünt schon zaghaft, Schneeglöckchen und Leberblümchen strecken ihre Köpfe ans Licht. Leider wurde mein Rosenkohl noch nicht vom Wild entdeckt! Das beste am Rosenkohl ist übrigens der Speck😊  

Ja, so jagdfrei ist diese Zeit also gar nicht. Am Pelzmarkt in Thun und an der Messe Fischen, Jagen, Schiessen in Bern trifft man sich, tauscht sich aus. Man quetscht sich durch die Menge und kommt vor lauter bekannten Gesichtern nicht wirklich dazu, das Angebot zu bestaunen. Es wird gefachsimpelt, politisiert, plagiert und auch ein bisschen gelästert.

 

 

Nicht mehr lange und Rehkitzrettung ist das Thema. Hier und dort mit Drohne, ansonsten klassisch mit Verblenden und Vorabsuche – immer vorausgesetzt, die Kommunikation zwischen Bauer und Jäger findet statt, rechtzeitig. Und dann gibt es noch das eine oder andere Hegeprojekt - im Patentkanton nicht unbedingt immer einfach zu realisieren. Wöchentliches Schiesstraining, Jagdparcourswettkämpfe und  Jagdschiessen runden das Programm ab. Wäre mein Jagdhund nicht eine alte pensionierte Dame, käme noch regelmässiges Hundetraining dazu; Gehorsam- und Schweissübungen. 

Stichtag ist für mich trotz all dem und trotz ganzjähriger Jagdgelegenheit im Elsässer Revier aber ganz klar der 1. September, wenn zuhause die Hirschjagd aufgeht!

An diesem Datum startet mein Jagdjahr.