Flipper !?

Mit sehr grosser Vorfreude fuhr ich letzten Samstag früh am Morgen in den Süden Deutschlands um an einer Drückjagd teilzunehmen. 

Eingeladen hatten mich Pino und Thomas, mit denen ich im November letzten Jahres einen wunderbaren, genialen Jagdtag mit toller Kameradschaft und grosser Gastfreundschaft erleben durfte!

Klar, dass ich es kaum erwarten konnte, die beiden erneut zu treffen und mit ihnen jagen zu dürfen...


Doch kaum beim empfangenden Jungjäger angekommen, gleich der erste Schreck...

Mein Name steht nicht auf der Liste!

Oh nein... ist da was schief gelaufen?

Meinen zwischenzeitlich angenommenen und wieder abgelegten Nachnamen angegeben... auch nicht drauf! Sch....e ! Das darf doch nicht wahr sein?

Mein Vorname... irgendwo?? Bitte, bitte!!

Auch nicht!

Hmmm... ich sei beim Thomas in der Gruppe... ob da vielleicht was steht?

Nee!

Zum Glück sind der Thomas und der Pino nicht weit weg...

"Hei! Der steht auf der Liste..." ruft der Pino.

"Das ist der "Flipper" !!!!!"

Der Jungjäger schaut prüfend auf seine Unterlagen...

nickt schliesslich... ah ja... :

"Zur Linie 8 bitte!"

...pffff... kopfschüttelnd schmunzelnd und mit einer riesigen Erleichterung fahre ich zur angegeben Stelle... und werde lachend und herzlich von den beiden begrüsst...

Was für ein Start!

Es dauert nicht lange und schon stehen knapp 60 Jäger und etwa 15 Treiber in der eisigen Kälte im Schneegestöber um das kleine wärmende Feuer herum.

Wow! Was für eine grosse Gesellschaft!

Für mich noch absolut ungewohnt... ist ja auch erst das zweite Mal in solch einem Rahmen.

Kurz und knapp fällt die Begrüssung und Erklärung der Sicherheitsbestimmungen sowie des geplanten Jagdtages durch den Jagdleiter aus und schon werden die acht Jäger-"Linien" auf ihre Stände geschickt.

Einen einzigen Trieb soll es geben... und das gleich 2.5 Stunden lang. Beginn und Ende werden zeitlich festgelegt. Mal komplett was anderes als bei uns im schweizerischen Revier.

Schnell meine Sachen zum Thomas umgepackt und schon geht es los zu den Ständen.

Unsere Linie soll an einem grossen Sau-Wechsel entlang abgestellt werden... Scheinbar hat es hier einige grosse Rotten drin!

Boah!!! Sauen im Treiben sind schon sehr speziell... alleine der Gedanke daran lässt meinen Puls und mein Adrenalin schon hoch gehen!

Eine kleine, nicht sehr hohe Kanzel mit einem tollen Rundum-blick stellt meinen Sitz für heute dar...! Rechts fällt der Hang sanft ab und bietet einige Schussschneisen, keine 40 Meter weit weg steht eine alte Salzlecke... auf der linken Seite dichtes Stangengehölz mit nur einer guten Schussschneise.

Und was geht heute für eine kühle Brise!! Brrr...

Schnell richte ich mich ein, denn laut Thomas kann hier schon vor dem eigentlichen Treiben Wild angewechselt kommen.

Und recht hat er!


Es vergehen gefühlt keine zehn Minuten, als hinter mir ganz vertraut eine Rehgeiss im Dickicht daherkommt. Gleich danach folgt ihr Kitzbock. Nur wenig beunruhigt sondieren sie die Lage, äsen sogar... für einen sicheren Schuss ist der Kitzbock aber allzu sehr von den Stangen verdeckt. Zwei Schüsse fallen in der Nähe kurz hintereinander.

Die beiden Rehe scheinen nun den Hang runter zu wollen...

ich mache mich bereit um den Kitzbock allenfalls zu erlegen...

noch etwa zehn Meter und er würde frei stehen!

Da plötzlich schauen beide nach schräg hinter mir den Hang runter... und ich gewahre im Augenwinkel einen schwarzen Schemen heranpreschen! Den Kopf hingedreht... ein Wildschwein!

Ok, Sauen vor Reh, sagte mir der Thomas...

Also umgedreht, auf die Sau im relativ langsamen Galopp angelegt, auf eine Schneise wartend mitgefahren...

als ich mit dem linken Auge - das ich beim Schiessen immer offen halte - mit einigem Abstand zwei weitere, kleinere Sauen wahrnehme!

Nun denn... dann läuft die vermeintliche Leitbache natürlich weiter!

Umgeschwenkt auf die anderen beiden Sauen, die aber im wilden schnellen Galopp daherkommen... mit der letzten Sau mitgefahren, vorgehalten und die Kugel fliegen lassen... und genau in dem Moment eine Baum-gruppe vorgehabt, in die die Kugel reinrauscht!! Mist.

Hochflüchtig gehen alle Sauen ab und die beiden Rehe preschen nach dem Schuss natürlich ebenfalls den Hang runter. Hätte ich im nachhinein doch nur auf die erste Sau geschossen, denn ihr hatten die beiden vorher gehörten Schüsse gegolten.

Puh, was für ein Auftakt! Jetzt heisst es erstmals beruhigen und durchatmen...

Jedoch nicht für lange, denn weit hinten in der Schneise im Stangengehölz entdecke ich auf einmal ein ruhig stehendes Reh. Es steht wunderbar mit der Blattseite zu mir, wird jedoch von zu vielen Ästchen und Zweigen verdeckt, als dass ein sauberer Schuss möglich und zu verantworten wäre.

Darauf wartend, dass es vielleicht beim Weitergehen freier steht, beobachte ich es sicher fünf Minuten durch das Zielfernrohr hindurch... die Geiss beobachtet die Umgebung, ihre Lauscher drehen in alle Richtungen... sie schaut nach links... und da höre ich auch schon ein weiteres Reh heranspringen!

Aber keine Zeit um umzudrehen... schon springt es keine fünf Meter hinter dem Stand durch und ich sehe es nur noch rechts in die Büsche wegspringen.

Die Geiss hat während dessen keinen Mucks gemacht... steht immer noch da und schaut wieder nach links, von wo laut bellend ein Jagdhund der Fährte folgt. Er läuft ebenfalls, aber etwas weiter unten, am Stand vorbei hinein in die Büsche und da springt auch gleich das zweite Reh im rechten Winkel hoch in das Stangengehölz... der Hund merkt noch nichts und läuft bellend weiter gerade aus.

Und was macht das erste Reh?

Es steht immer noch bewegungslos da und tut so, als würde sie das Ganze nix angehen!!

Doch mittlerweile hat der Jagdhund gemerkt, dass er hinters Licht geführt wurde und sein Geläut nähert sich wieder... Nun scheint die Geiss  dem Braten nicht mehr zu trauen und springt, lange bevor der Jagdhund zurück ist, doch noch den Hang hoch ab.

Jetzt dauerst es doch einen Moment, bis ich weit unten den Hang entlang ein Reh hochflüchtig springen sehe. Langsam dreht es nach oben ab und ich mache mich für den Fall bereit, dass es auf meiner Höhe zurückdreht... und da stehen plötzlich zwei Rehe knapp unterhalb der Salzlecke!!

Schon blickt mich eines an und ich erstarre zur unbeweglichen Statue... jetzt bloss keinen Mucks!

Sie schaut weg... langsam ziehen sie nach rechts... bleiben immer wieder hinter den Bäumen stehen... ich lege langsam auf das hintere Reh an und fahre mit ihr mit... da kommt es hinter dem Baum hervor, verhofft wieder und da lasse ich die Kugel auch schon fliegen!

Es zeichnet, springt vor und überholt das erste Reh, da übermannt sie auch schon die Schwäche, sie stolpert, fällt, schlägelt kurz und das Leben weicht von ihr...

Das erste Reh ist ebenfalls vorgesprungen, hält an, schaut zurück und zieht anschliessend langsam ins Dickicht weg. Da liegt sie nun, meine schwere Rehgeiss.

Danach passiert nicht mehr viel... einige Hunde, die den Hang kreuzen, noch zwei Rehe, die sich durch das Stangengehölz drücken... und schon ist die Zeit um! Kurz mit Thomas die Rehgeiss geborgen und den Anschuss auf das Wildschwein kontrolliert und es geht zurück zum Sammelpunkt.

Ach! Was war das für eine herrliche Drückjagd mit enorm viel Anblick!! ...und für einmal ohne Regen! Toll!!

Zusammen mit Thomas und Pino und ihren Jagdhunden helfe ich noch bei drei Kontrollsuchen und schon ist es Zeit, die Strecke von drei Sauen und 22 Rehen zu verblasen und zwei Jungjäger zu neuen Saujägern zu schlagen:

Witzige Sache das! Sicherlich ein Erlebnis, das die Beiden wohl ihr Leben lang nicht vergessen werden!!

Klar, das danach noch ausgiebig bis tief in die Nacht hinein gefeiert wurde...

Da ich nicht noch länger werden möchte, bedanke ich mich an dieser Stelle bei Pino und Thomas für die Einladung zu diesem wundervollen Jagdtag mit herrlichem Anblick und wunderbaren Erlebnissen, für die schönen und spannenden Geschichten beim gemütlichen Beisammensein nach der Jagd, für ihre unglaubliche - und wirklich nicht selbstverständliche - Gastfreundschaft und überhaupt für ihre Freundschaft!

Es ist schön zwei solch tolle Menschen und Jäger wie euch zu kennen und zu Freunden zählen zu können - ich hoffe, ich kann euch das irgendwann auch vergelten!!!

Speziellen Dank noch an Jeannette und Thomas, mit denen ich am Sonntag morgen ein gemütliches Frühstück mit ausgiebigen Kuscheln ihres Hunderudels - insbesondere der Pina! - verleben durfte!! Ich habe es sehr bei euch genossen...

Waidmannsheil, Flipper